Therese Zauser wurde am 4. Dezember 1910 in Feldkirch/ Österreich geboren. Der Vater Johann war Gerichtskanzlei-Oberdirektor bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch. In seiner Freizeit war er ein passionierter Angler und darum auch Obmann des Fischerei Revierausschusses. Mutter Theresia war Hausfrau und nebenberuflich Zitherlehrerin. Therese war das Jüngste von 3 Kindern. Ihre 10 Jahre ältere Schwester Marianne heiratete Robert Weihs, einen Verwaltungsjuristen, 1922. Ihr Bruder Karl machte erst eine kaufmännische Lehre, die er jedoch gegen eine Karriere als international gefeierter Trapezkünstler, unter anderem auch im Zirkus Sarassani aus Dresden, eintauschte.
Therese hatte eine sehr behütete Kindheit. Schon in ihrer Jugend war sie Mitglied einer Theatergruppe mit einer großen Affinität zum Tanz. Sie war ein sehr literarischer und künstlerischer Mensch. Gerade deshalb folgte Therese wahrscheinlich den Fußstapfen ihres Bruders und begann nach einer guten Schulausbildung eine Jongleuse- und Tanzausbildung.
1932 hatte Therese ihr erstes Soloprogramm, welches ihr die Möglichkeit gab durch Deutschland, Österreich und der ehemaligen Tschechoslowakei zu reisen. Es ist jedoch nicht bekannt woher sie ihre Engagements bekam. Quellen erwähnen die Zeitschrift „Gazette d’Orients“ und eine Agentur, die sie ab ihrem Soloprogramm engagierte. Was bekannt ist, und für diese Zeit besonders, war das Therese immer alleine reiste.
Thereses Reise ging weiter Richtung Jugoslawien, welche sich schlussendlich zu einer 4-jährigen Tour durch den Nahen-Osten und Nordafrika entwickelte. Zu dieser Zeit bezeichnete sich Therese selbst als „Danseuse et chanteuse fantaisiste“ (Wunderliche Tänzerin und Sängerin) und trat unter anderem unter den Künstlernamen Therese Judith Jansen und Judit Jessie Zauser auf. Das Künstlerinnen Leben war ein anstrengendes. Die Shows dauerten in der Regel ein paar Wochen, Gage wurde nur bei den Auftritten selbst bezahlt und sie musste auf Tour neue Kostüme, Tänze und Shows kreieren. Dies meisterte sie jedoch erfolgreich, da sie immer im Mittelfeld präsent war.
Da der Familienzusammenhalt der Familie Zauser sehr stark war, war der Postverkehr auch sehr rege. Über hundert, noch erhaltene Briefe und Postkarten geben einen Eindruck von Thereses Leben als Artistin und den exotischen Orten, wo sie auftreten durfte. Die wohl wichtigsten Orte waren u.a. Sophia (Bulgarien), Izmir (Türkei), Nikosia (Zypern); Port Said, Alexandria, Kairo, Suez (Ägypten); Damaskus (Syrien), Bagdad (Irak), Teheran (Iran), Malta, Oran, Algier (Algerien); Casablanca, Fez, Tanger (Marokko). Diese Engagements fanden jedoch, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1938, ein Ende. Am 17.9.1938 schrieb Therese ihrem Bruder Karl: “Seit ich Deutsch geworden bin, habe ich nichts mehr zu lachen.”
Therese ging nach dem Kriegsausbruch 1939 ins neutrale Portugal. Dort hatte sie jedoch wenige Auftritte mit niedrigen Gagen. Im darauffolgenden Jahr sollte sie nach einer Verhaftung des Landes verwiesen werden. Als Grund, für ihre Verhaftung, nannte sie einen „Zusammenstoß in einer Bar“. Da ihr das Geld für die Ausreise fehlte, sprach Therese am 8.10.1940 bei der Deutschen Gesandtschaft in Lissabon vor, um Geld für ihre Ausreise zu erhalten. Diese Anfrage wurde ihr gestattet und sie bekam die Reisekosten.
Sie verweilte kurz in der Heimat ihrer Jugend Feldkirch und zog schon bald wieder weiter. Im Januar 1941 hatte Therese einen Auftritt im „Chapeau Rouge Tabarin“. Da der Krieg wenig Möglichkeiten für Auftritte ergab, versuchte Therese sich anderweitig in der Entertainment Branche zu orientieren. Ihre Versuche, im Film zu arbeiten waren jedoch erfolglos. Sie spielte einige Zeit auch mit dem Gedanken einen Löwen zu kaufen und nahm Kontakt mit dem Dompteur Fritz Müller-Wilson auf, der ihr eine Lehrstelle zur Dompteuse anbot. Dieser Kontakt brach jedoch abrupt ab. Der Grund dafür ist nicht bekannt.
Am 22.8.1941 wurde Therese von der Gestapo in Saarbrücken wegen „asozialen Verhaltens“ verhaftet. Ihrem Bruder Karl schrieb sie verzweifelt, dass sie wohl im angetrunkenen Zustand die folgenden Aussagen gemacht hatte: „Man bringe mich nicht in die Munitionsfabrik“ und „Die Briten würden den Krieg gewinnen“. Daraufhin hatten sie vier Personen angezeigt. Therese hatte sich davor nie politisch positioniert. Auch hatte Therese sich in den Briefen mit ihrer Mutter niemals über Politik ausgesprochen. Nach Thereses Inhaftierung schrieb ihre Mutter jedoch über ihre Verwunderung zum Verhalten ihrer Tochter, da diese ja zuvor „ganz für Deutschland eingestellt war“. Kurze Zeit später starb Thereses Mutter.
Therese wurde ins Polizeigefängnis Hamburg-Hütten überstellt, von wo sie ihren Beileidsbrief, zum Tod der Mutter, an den Vater schrieb. In demselben Brief bat sie den Vater ihr nicht mehr an diese Adresse zu schreiben, da ihr zukünftiger Aufenthaltsort unsicher war. Therese wurde schlussendlich am 25.10.1941 in das berüchtigte Frauen KZ Ravensbrück bei Fürstenberg in Mecklenburg überstellt. Dies gab ihr den Anlass, den Vater aufzufordern nach ihren Habseligkeiten bei der Polizeistation Wilhelmshafen zu fragen. Es gelang dem Vater ihren Reisekoffer zurück zu bekommen. In diesem Koffer befand sich ihr wichtigstes Hab und Gut: Kostüme, Handtasche, Briefe und ein Tagebuch, das Therese bis zu ihrem 20. Lebensjahr führte. Dieser Nachlas ist bis heute erhalten.
In der Korrespondenz zwischen Therese und ihrer Familie ist in einem Brief an den Vater die Zensur des Konzentrationslagers zu sehen, da eine Stelle am Ende des Briefs unleserlich gemacht wurde, um schlussendlich mit einem Stempel freigegeben zu werden. Am 11.2.1942 wurde Therese Zauser im KZ Ravensbrück ermordet.
Das Nationalsozialistische Regime und ihr Tod hatten auch Konsequenzen auf Thereses Familie. Der Vater, niedergeschmettert vom Tod seiner Tochter, verstarb nur zwei Monate später an einem Gehirnschlag. Ihr Schwager Robert Weihs hatte Mühe im austrofaschistischen Ständestaat und Nationalsozialismus seinen Platz zu finden und verlor 1934 seine Arbeit als Jurist in der Arbeiterkammer von Innsbruck. Er wurde denunziert, verfolgt und verstarb 1943 an geistiger Umnachtung. Thereses Geschwister Karl und Marianne überlebten den Krieg.
Doch auch das Leben von Karl endete tragisch. Karl war zu alt um weiter als Trapezkünstler zu arbeiten. Er trat ab und zu als Zauberer bei Kinderfesten auf, trank sich aber 1967 zu Tode. Die Schwester Marianne trat der Gralsgemeinschaft bei und verschrieb sich der Kabbalistik. Sie verstarb am 31.8.1982 kinderlos.
Eine Besonderheit an Thereses Geschichte ist die Möglichkeit der Entwicklungen des Krieges und dessen Einfluss auf das Leben der Artistin mit Hilfe ihrer Briefe ziemlich genau nachvollziehen zu können. In den letzten Jahren gab es in Österreich Lesungen ihrer Briefe und auch künstlerische Wiedergaben ihrer Geschichte in Form eines Theaterstücks und zeitgenössischen Films.
Autorin: Johanna Prantz
Main sources: https://www.feldkirch.at/fileadmin/user_upload/document/Stadt/Feldkirch_aktuell_PDFs/3-2018_Feldkirch_feiert.pdf, https://www.ravensbrueckerinnen.at/?page_id=6104, https://www.kulturzeitschrift.at/kritiken/theater/bin-noch-in-tanger-und-darf-nicht-reisen-therese-die-geschichte-der-oesterreichischen-taenzerin-therese-zauser-ein-biographisches-multimediales-theaterprojekt-mit-internationalen-verbindungen, https://www.vn.at/vn/2019/09/26/ein-koffer-und-ein-ganzes-leben.vn, https://www.vol.at/ein-beruehrendes-frauenschicksal/3332800
Featured image (oben): Artistenkoffer von Therese Zauser, mit freundlicher Genehmigung von Brigitte Walk